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Spielmannszüge haben Tradition. Egal ob Feuerwehr, Schützenverein oder Volksfest – sie sorgen für Stimmung und veranlassen jung und alt zum rhythmischen Mitwippen.
Wer an Spielmannszüge denkt, der sieht Menschen in Uniformen vor sich, die im Gleichschritt zu bekannter Ram-Tam-Tam-Musik marschieren. Doch wer genau hinschaut, der sieht noch mehr, der sieht Tradition und Verbundenheit, Musiker und Nachwuchstalente.
Ursprünglich waren Spielmannszüge eine kleine Musikgruppe, die für die Darbietung von Marschmusik eine Marschtrommel, klappenlose Querflöten, Lyren, eine große Trommel und ein Becken nutzten. Heute ist die Auswahl der Instrumente weitaus größer.
Mit dem erweiterten Repertoire an Musikinstrumenten ist auch eine größere Tonfrequenz möglich, sodass heutige Spielmannszüge auch Arrangements moderner Unterhaltungsmusik präsentieren oder sich an Originalkompositionen wagen. Je nach Vorkommen und Anordnung der Instrumente gibt es Unterarten wie Blas- oder auch Flötenorchester. Die Abgrenzung fällt heutzutage aber eher schwer.
Spielmannszüge – gab es die schon immer?
Spielmannszüge haben eine sehr lange Tradition und gehen bis auf das achte Jahrhundert zurück. Auch aus dem 13.Jahrhundert gibt es Aufzeichnungen, in denen vom „Spyl“ berichtet wird.
Während der Militärzeit hatten Spielmannszüge so eine Art Hochzeit. Bekannt waren hier insbesondere die Tamboure und Hornisten der Infanterie im 19.Jahrhundert. Die Zeit des Nationalsozialismus hat auf Spielmannszüge zur Selbstdarstellung und zu Propagandazwecken zurückgegriffen und damit die aufkommende Nutzung in Turnfesten unterbrochen.
Das Ende des Krieges machte die Menschen wieder empfänglicher für die Marschmusik und es bildeten sich bundesweit neue Spielleutegruppen.
Wo finde ich denn Spielleute?
Heute findet man Spielmannszüge hauptsächlich in Schützenvereinen und bei Feuerwehr. Regionsabhängig greifen auch Turn- und Karnevalsvereine auf die Marschmusik und ihre Spielleute zurück. Die Farbe der Uniformen verrät den Zuschauern dabei, wohin der Spielmannszug gehört:
Die Feuerwehr präsentiert sich in blau, Schützenvereine in grün. Turnvereine kommen in den Farbkombinationen grau/blau, blau/weiß oder nur in weiß während Spielmannszüge der Karnevalsvereine gerne auch mal in rot erscheinen.
Was macht denn der Spielmannszug im Schützenverein?
Um ihre historische Schützenbrüderschaft aufrecht zu erhalten, treffen sich Schützenvereine nicht nur auf sportlicher Ebene, sie begehen auch große Feste. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Königsschießen, wobei auf hölzerne Vögel und Scheiben gezielt wird und der beste Schütze zum König ernannt wird. In traditionellen Uniformen und geordneter Marschformation ziehen die Schützen anschließend aus um, unter Klängen militärischer Musik des Spielmannzuges, den amtierenden König zu holen. Dieser kürt traditionsgemäß den neuen König und beendet die Saison.
Gab es immer nur Trommeln und Flöten?
Die Auswahl der Musikinstrumente in einem Spielmannszug ist weitaus größer geworden als die ursprünglich eingesetzten Trommeln und Querflöten. So sind im Laufe der Zeit auch Hörner und Trompeten, Lyra, Becken und Schellenbaum hinzugekommen. Der klassische Spielmannszug begnügt sich mit diesen Instrumenten. Manchen Zügen reicht der Sopranbereich nicht und Diskant-, Alt- und Tenorflöten, erweitertes Schlagzeug wie große Trommel, Pauke und verschiedene Stabspiele kommen zum Einsatz. Wenn die Schlaginstrumente die Hauptrolle im Spielmannszug übernehmen, dann spricht man auch von Trommlerkorps oder einer Drumband.
Gehen Spielmannszüge mit der Zeit?
Mit der Modernisierung der Instrumentarien ist eine wesentlich höhere Tonbreite möglich, was sich die Wahl der Musikstücke ausdehnt. Klappenflöten, Querflöten und Piccolo in C bringen neue Klangfarben ins Spiel. Manchmal finden sich sogar Altquerflöten in G und Bassflöten in C unter den Spielleuten. Besonders Trommlerkorps verfügen über ein Schlagwerk, das um Pauken, ganze Drumsets und andere Perkussionsinstrumente erweitert ist. Perkussionsinstrumente sind im Grunde genommen alle Schlag und Effektinstrumente, die teils aber spezielle Schlag- oder Spieltechniken erfordern.
Gibt es überall Spielmannszüge?
Es gibt tatsächlich Unterschiede in Abhängigkeit von der Region, so findet man Spielmannszüge häufig in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin-Brandenburg. Hier haben sich in Zeiten der DDR Spielleute zu Turnfesten formiert und in ihrer weißen Uniform Stimmung verbreitet. Bayerische Spielmänner sind oft auch in regionalen Trachten oder historischen Uniformen anzutreffen. Dabei sind sowohl Stadtfarben als auch traditionelle Farben des Vereines vorherrschend.
Spielmannzüge sind vielfältig und als kultureller Teil aus einigen Landesregionen nicht wegzudenken. Nicht nur Schützenvereine und die Feuerwehr setzen auf ihre Spielleute, selbst die Bundesregierung unterhält einen Korps. Als höchstes militärisches Zeremoniell führen Spielmannzüge des Landes den „Großen Zapfenstreich“ auf. Dieser Aufmarsch dient insbesondere der Ehrung von Persönlichkeiten, wird vereinzelt aber auch bei Gelöbnissen und Jubiläen sowie zum Abschluss von Manövern abgehalten.
Ehren auch wir also unsere Tradition und hören ihnen zu, unseren Spielmannszügen.